Trauerkunst in der Sterbephase,
hilft das?

Trauerkunst hilft nicht erst, wenn eine geliebte Person für immer gegangen ist. Die Kunst bietet auch einen Weg, seine Gefühle einen sterbenden Menschen zu zeigen und mit ihm auf emotionale Ebene in Kontakt zu treten. Denn viele todkranke und sterbende Menschen sind von der eigenen Situation so stark überfordert, dass sie oft Schwierigkeiten haben, Ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen und mit Angehörigen und Freunden über ihre inneren Ängste zu sprechen.

Man selbst fühlt sich auch wenig in der Lage, die richtigen Worte zu finden, um das Eis des Schweigens und der Verdrängung zu brechen. Dies ist nur verständlich, möchte man doch die Situation des Sterbenden nicht noch weiter erschweren und ihn irgendwie belasten.

Gleichzeitig wissen wir alle aus unserer eigenen Erfahrung, dass das Schweigen und die innere Trauer weit erdrückender sind als geteiltes Leid. An dieser Stelle kann Trauerkunst ein Türöffner für Sie und den Sterbenden sein.

Persönliche Erfahrung

So zumindest erging es mir kürzlich mit einem sterbenden Freund. Der Freund war mitten im Leben, als er die Diagnose, Krebs, in unheilbarem Stadium, bekam. Da er von Natur aus ein Mensch war, der eher auf die positiven Seiten des Lebens geschaut hat, versetzte ihn die Diagnose in eine Starre. Das Sprechen über sein Sterben und seine Gefühle schien für ihn und alle um ihn herum unmöglich zu sein. Gleichzeitig verspürte ich innerlich den Wunsch, die uns verbleibende gemeinsame Zeit für etwas zu nutzen, das ihn wieder öffnen und uns näher bringen würde. Ich fragte mich, was ich denn machen würde, wenn er noch länger am Leben verbleiben würde und wir gemeinsam z.B. einen runden Geburtstag von ihm feiern würden. Ich hätte ihm wahrscheinlich was Kreatives geschenkt. Und so kam ich auf einen vll. absurden Gedanken, dem Freund kurz vor seinem Tod noch ein Kunstwerk zu schenken. Auf der einen Seite schien es absurd, viel Aufwand zu betreiben, für eine Sache, die mein Freund nur kurze Zeit hätte genießen können. Auf der anderen Seite schien es genau richtig, alles zu tun, um ihn trotz Schmerzen und unausgesprochenen Ängsten etwas Lebensfreude zu schenken.

Intuitiv entstand diese Arbeit, die in vielen kleinen Details ihn ehrt und seinem Einfluss auf mich wiederspiegelt. Der Weg über die Kunst half mir, meine eigenen Gefühle zu zeigen und dem Freund meine Dankbarkeit für die Kreuzung unserer Lebenswege auszusprechen. Damit könnte die Starre auf der sprachlichen Ebene ein Stück überwunden werden.
Auch wenn ich darüber nicht bewusst nachdenken wollte, war es mir klar, dass am Ende, wenn er stirbt, das Kunstwerk nicht mehr bei ihm hängen wird, sondern am ehesten zu mir zurück gelangt. Jetzt hängt die Arbeit bei mir an der Wand und erinnert mich an ihn, an all das, was uns verbunden hat. Das Werk erinnert mich auch an sein Sterben. Doch neben der Trauer gesellt sich auch ein Gefühl der Erleichterung, Momente eines friedvollen Abschieds erlebt zu haben.

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