WUTBILDER
Gefühle wie Wut und Verzweiflung sind wenig kompatibel mit unseren gesellschaftlichen Normen. Entsprechend wird auch der wütende Teil der Trauer selten ausgelebt.
Ein gewaltsames Transformieren der Gegenstände bietet einen Kanal, um die wütende Energie von innen nach außen zu lassen. Ich möchte mit dieser Anleitung Ihnen die die Hemmung vor dem Ausdruck nehmen und Sie dabei unterstützen, Ihren Gefühlen durch Wutbilder einen Raum zu geben.
BESONDERHEIT DES ANSATZES
Dieses Angebot richtet sich an Trauernde, die nach Kanälen für Verarbeitung von aufbrechenden Emotionen und inneren Gedankenkreisen suchen.
Diese DYI-Anleitung zeigt, wie Sie Erinnerungsstücke aus Alltagsgegenständen gestalten können, die der geliebelte verstorbene Mensch hinterlassen hat.
Über die Transformation der Gegenstände kreieren Sie für sich die Möglichkeit, Ihre Beziehung zum gegangenen Menschen auf neue Weise zu spüren Die kreative Arbeit hilft Ihnen an Gefühle heranzukommen, die nicht in Worte gefasst werden können. Durch das entstandene Erinnerungsstück erhält Ihre Trauer einen Raum.
VORBEREITUNG
Suchen Sie zunächst nach Gegenständen, die bei der Gestaltung zerstört bzw. in Einzelteile zerlegt werden können.
Halten Sie Ausschau nach Dingen, die eventuell in größerer Menge vorhanden sind bzw. deren Beibehaltung Sie keinen hohen Wert zusprechen. Es kann eine Videokassette sein, mit einem Film, den der Verstorbene sich angeschaut hat. Es kann aber genauso gut auch alles andere sein: eine CD, eine Schalplatte, ein Radiowecker, ein Espressokocher, eine Tasse, Schuhe, Kleidungstücke oder Mitbringsel aus dem Urlaub.
Sollten die Wohnstätte des geliebten Menschen bereits aufgelöst sein und Sie nichts mehr von ihm besitzen, was in die oberen Kategorien reinfällt, ist es natürlich möglich aus dem eigenen Haushalt etwas zu nehmen, was in gewisser Verbindung mit dem Verstorbenen steht und mit ihm assoziiert wird.
ABLAUF
1. TRANSFORMIEREN
Bevor Sie den ausgewählten Gegenstand verändern, gehen Sie zunächst in sich und stellen Sie sich bewusst die Transformation bzw. den Akt der Zerstörung vor. Erst wenn Sie innerlich zu dem Schritt bereit sind, zögern Sie nicht mehr und legen Sie los: ob vorsichtig in kleinste Einzelteile zerlegt oder mit Füßen zertreten und mit Hammer oder Schere in Stücke zerlegt, spielt dabei keine Rolle.
2. SORTIEREN
Betrachten Sie nun die vor Ihnen liegenden Einzelteile genauer. Spüren Sie nach, was in Ihnen gerade vorgeht. Wie hat sich „das Entladen“ an den Gegenständen gerade angefühlt? Welche Gefühle kommen hoch, welche Gedanken beschäftigen Sie gerade?
Schauen Sie ob bestimmte „Bruchstücke“ Sie auf besondere Weise ansprechen. Vielleicht finden Sie etwas, was Sie in den Vordergrund rücken möchten, um ein Symbol für das hochgekommene Gefühl zu schaffen.
3. ZUSAMMENBRINGEN
In der dritten Phase geht es darum aus den einzelnen Elementen etwas zu kreieren, was als Ganzes für Sie wieder sinnstiftend ist. Dieser experimentelle Part erfordert gewisse Mut zum Probieren.
Sackgassen an dieser Stelle sind ganz natürlich und gehören zum Findungsprozess immer dazu. Messen Sie ihre Wutbilder nicht mit Kriterien von Schön und nicht Schön. Der Zusammenbau darf sich hinziehen, die eigene Arbeit darf im Zwischenstadium völlig chaotisch und hässlich erscheinen. Dies passiert den Laien genauso wie den Kunstprofis.
Sie dürfen an dieser Stelle die eigene Ohnmacht im Umgang mit dem Verlust zugestehen. Ihr Erinnerungsstück darf unbeendet bleiben und an einem beliebigen Zeitpunkt fortgeführt werden.
Unabhängig davon für wie gelungen Sie die eigene Schöpfung halten, ist es wichtig, dass Sie das Zerbrochene durch einen Rahmen einzugrenzen, es nicht ausufern zu lassen, Ihrem Verlust einen klar definierten Platz geben.
Denken Sie daran: viel wichtiger als das finale Ergebnis ist das achtsame Wahrnehmen von Gefühlen und Gedanken beim Zusammenbringen der „zerbrochenen“ Teile.
Sie werden merken, dass mit jedem Schritt, den Sie bei der Entwicklung Ihres Wutbildes gehen, eine neue Auseinandersetzung mit dem geliebten Verstorbenen stattfindet Dies für sich zu entdecken und achtsam wahrzunehmen, ist ein wichtiges Ziel der gesamten Übung.
SCHLUSSPUNKT FINDEN
Während Ihrer Arbeit am Wutbild werden bei jedem Zwischenschritt „Schnipsel“, „unbrauchbare Reste“ und „Fehlversuche“ entstehen. Wenn Sie sich von diesen leicht lösen können, tun Sie es. Wenn es Ihnen schwerfällt, legen Sie diese zunächst an gesondertem Ort beiseite. Nehmen Sie sich Zeit, um ein Ritual zu finden, der Ihnen ein bewusstes Loslassen ermöglicht. Sie können die „Schnipsel“ beispielsweise in einer Schale dem Feuer übergeben, oder (sofern diese biologisch abbaubar sind) an einer symbolisch geeigneten Stelle vergraben.
Hier finden Sie die komplette Anleitung
mit Arbeitsbeispielen
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Dr. Pavel Radchenko
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